Ist er denn nun ein Botanischer Garten oder ist er keiner? Diese Frage könnte am Anfang des Besuchs im Bamberger „Botanischen Garten“ stehen. Ja, mit den großen Palmenhäusern in Frankfurt oder den Tropischen Anlagen in München und Berlin kann er nicht mithalten, aber das wollte er auch nie.

Der Botanische Garten entstand ab 1923 als zentraler Schulgarten für die Bamberger Kinder. Sie sollten an frischer Luft die Grundlagen der Botanik erlernen und vor allem selbst gärtnern dürfen. Bewegung im Freien und Lust an der Natur, Gemüse anbauen und die Erde spüren – das ist keine Idee heutiger Ökologiebildung. Bereits in den 1920er Jahren wollten Reformpädagogen Kinder in Kontakt mit der Natur bringen.

Der frisch nach Bamberg berufene Gartenbaudirektor Viktor Luster war ein engagierter Verfechter dieser Idee. Neben einem Alpinum mit 200 Gesteinsarten besaß der Lehrgarten eine medizinische Abteilung und ein Kräuterbeet, ja sogar Nutzpflanzen wurden gezeigt.

Viktor Luster hatte bereits als Gartenmeister in Altona bei Hamburg an der Planung eines Schulgartens mitgewirkt. Und genau wie Altona bekam auch der Bamberger Botanische Garten einen Weiher, auf dem man Eislaufen konnte.

Nach umfangreicher Restaurierung 2017 bis 2019 sind Botanischer Garten und Hainweiher heute fast wieder im ursprünglichen Zustand erlebbar. Gepflegt wird das Ensemble von der „Hain-Kolonne“ der Stadtgärtnerei, die genau wie in den 1920er Jahren ein besonderes Auge auf die sensible botanische Anlage hat. Denn auch das hatte Viktor Luster erkannt: Es braucht „tüchtige Gärtner“, die den Garten betreuen.

Stationen Botanischer Garten
Foto: Helmut Wiegel